Vorsicht vor unnötigen Knie- und Hüftersatzoperationen
Knie- und Hüftersatzoperationen werden in vielen Ländern immer häufiger durchgeführt. Als Grund dafür wird oftmals der demografischen Wandel genannt. Das stimmt zum Teil. Immer mehr Menschen erreichen dank des medizinischen Fortschritts ein hohes Lebensalter. Damit gehen ein zunehmender Gelenkverschleiß und ein erhöhtes Arthrose-Risiko einher. Zugleich möchten viele Senioren mobil bleiben und nehmen die Möglichkeit wahr, sich ein Gelenkimplantat einsetzen zu lassen. Aber es gibt auch andere Gründe, die dem Patienten wenig nutzen, zum Beispiel den Zwang vieler Kliniken zur Gewinnerzielung.
Leider werden viele solcher Eingriffe verfrüht oder unnötigerweise durchgeführt, was nicht im Sinne der Patienten ist. Durch eine fehlerhafte OP kann sogar mehr Schaden als Nutzen entstehen.
Eine gute Beratung ist vor Knie- und Hüftersatzoperationen sehr wichtig
Wenn Gelenkbeschwerden das Alltagsleben zu sehr einschränken, ist eine umfassende und kompetente orthopädische Beratung empfehlenswert. Dabei werden unterschiedliche Therapieansätze besprochen, mit denen die verlorene Lebensqualität zurück erlangt werden kann. Vorsicht ist geboten, wenn der behandelnde Arzt schnell zu einer Gelenkersatzoperation rät, noch bevor alle anderen Therapiemethoden ausgeschöpft sind. Die übertriebene Operationsfreudigkeit mancher Kliniken dient oft eher den eigenen wirtschaftlichen Interessen (Leistungssteigerung und Gewinnmaximierung) als der Gesundheit der Patienten. Sollte eine Operation unumgänglich sein, findet sich auf der Seite der ORTHOPARC-Klinik in Köln eine sehr gute Übersicht zu verschiedenen Fragestellungen und deren Antworten.
Tipp: Im Zweifelsfall sollte vor der Einwilligung zur Operation eine zweite Meinung eingeholt werden.
Therapieansätze als Alternative zur Implantation
Bevor einer Operation zugestimmt wird, sollten die folgenden Therapieansätze durchgeführt oder zumindest in Erwägung gezogen werden:
- Krankengymnastik zum Training der beeinträchtigten Gelenke kann bei leichten bis mittelschweren Beschwerden bereits zu einer deutlichen Verbesserung führen.
- Die Gelenktoilette kommt zum Einsatz, wenn die Krankengymnastik nicht ausreicht. Dabei werden Störfaktoren wie Ablagerungen oder Verschmutzungen am beeinträchtigten Gelenk operativ entfernt.
Im günstigsten Fall kann eine Operation durch diese Therapie vermieden oder zumindest verschoben werden. Erst wenn diese Maßnahmen keine dauerhafte Verbesserung erwirken und die Schmerzen die Lebensqualität deutlich einschränken ist der Einsatz einer Gelenkprothese notwendig.
Die Zahl von Knie- und Hüftersatzoperationen steigt weltweit
Im Jahr 2011 fanden in den folgenden fünf Ländern die meisten Hüftersatzoperationen statt. Deutschland belegt in dieser Auflistung den zweiten Platz.
Land | Hüftersatzoperationen pro 100.000 Personen |
Schweiz | 306 |
Deutschland | 286 |
Österreich | 273 |
Norwegen | 242 |
Schweden | 238 |
Bezogen auf elektive Erstimplantationen (d.h. das erste Einsetzen eines künstlichen Gelenks in Einverständnis mit dem Patienten) ist die Anzahl der Eingriffe zwischen 2005 und 2011 in Deutschland um 10,9 % gestiegen.
Auch bei der Zahl der Knieersatzoperationen im Jahr 2011 ist Deutschland prominent vertreten.
Land | Knieersatzoperationen pro 100.000 Personen |
USA | 226 |
Österreich | 218 |
Deutschland | 207 |
Schweiz | 205 |
Finnland | 193 |
Gegenüber 2005 bedeutet dies für Deutschland einen Anstieg der Anzahl von Knieersatzoperationen um 21,6 % bei Erstimplantationen.
Bei Erstimplantationen als Folge einer ernsthaften Verletzung oder beim Austausch von Prothesen sind bei beiden Implantatsarten z.T. noch deutlichere Anstiege zu verzeichnen. Dieser Trend wird sich fortsetzen.
(Vergl. Quelle: www.aerzteblatt.de sowie www.oecd-ilibrary.org )
Wie viele dieser Eingriffe möglicherweise unnötig waren ist ohne Einzelfallanalyse unmöglich festzustellen. Die steigende Zahl der Operationen sollte jedoch Anlass dazu geben, sich über die eigene Gesundheit genau klar zu werden. Lassen Sie sich unbedingt von einem Orthopäden beraten, der über eine langjährige Erfahrung in der Behandlung von Knie- und Hüftproblemen verfügt. Scheuen Sie sich nicht, wenigsten einen weiteren Orthopäden zu konsultieren. Nur so erhalten Sie die nötigen Informationen, um auch selbst beurteilen zu können, ob eine Knie- oder Hüftgelenksoperation wirklich sinnvoll ist.